Während sie bereits vor Corona durch ihr draculahaftes Wesen als unheimlich empfunden wurden, hat die Pandemie den Ruf der kleinen Tiere weiter in Mitleidenschaft gezogen: Fledermäuse werden als Ursprung des neuen Virus’ vermutet und tragen daneben zahlreiche andere gefährliche Erreger in sich. Dass Fledermäuse in sozialer und ökologischer Hinsicht jedoch vorbildhafte Wesen sind, von denen der Mensch viel lernen kann, ist der Ausgangspunkt für Monster Chetwynds (*1973) mehrteilige skulpturale Installation The Futurology Kiosk. Die Säugetiere kümmern sich nicht nur intensiv um ihre wenigen Nachkommen, sondern leben auch in Symbiose mit Leuchtkäfern und Algen, die ihnen Licht und Nahrung liefern. Außerdem kommt ihnen eine wichtige Rolle im Ökosystem zu: Sie verbrauchen kaum Ressourcen und fungieren als Bestäuber für über 500 Pflanzenarten. Nicht zuletzt sorgt ihre Superimmunität dafür, dass ihnen die vielen Erreger und Viren, die sie in sich tragen, nichts anhaben können.
Am Hauptbahnhof lässt die britische Künstlerin eine Fledermausgemeinschaft einen ehemaligen Kiosk besetzen. Eine Protest-Szenerie, die – ähnlich eines Tableau vivants – wirkt als sei sie mitten in Aktion eingefroren: Mit aufgeschlagenen Flügeln blicken die Fledermäuse vom Dach hinab und empfangen Besucher*innen am Kiosk. Selbstbewusst und selbstermächtigend fordern die menschengroßen Tiere Raum ein und verweisen mit einem großen Banner auf all ihre zukunftsfähigen Eigenschaften.
Bereits 2003 begann Monster Chetwynd mit Bat Opera, einer fortlaufenden Serie von Malereien, in der sie sich mit den widersprüchlichen Qualitäten von Fledermäusen auseinandersetzt. Für die Installation am Kiosk arbeitete die Künstlerin fast ausschließlich mit recyclebaren Materialien.
- Festival
Die Installation The Futurology Kiosk wurde im Rahmen der Ausstellung Ruhr Ding: Klima entwickelt und war vom 22.5—27.6.2021 am Hauptbahnhof Recklinghausen zu sehen.