Seit prähistorischen Zeiten ist das künstlerische Formen von Sand die älteste Form der Bildhauerei. Während Sandburgen meist von Kindern beim Spielen am Sandstrand gebaut werden, handelt es sich dagegen bei Sandskulpturen oft um detailgetreue Abbildungen realer Bauwerke oder monumentaler Fantasiegebilde. Am Strand des Silbersees schaffen die Künstlerinnen Mariechen Danz (*1980) und Kerstin Brätsch (*1979) eine Sandskulptur, welche Dinosaurier, Fossilien und Gesteine als Spuren klimatischer Bedingungen vergangener Zeiten in sich aufnimmt. Spiralförmig verbinden sich darin menschliche Organe und Zellstrukturen, um mikro- und makrokosmische Verhältnisse wiederzugeben. Zentral dabei ist für die Künstlerinnen, deren lebensgroßes Doppelportrait ebenfalls Teil der Szenerie ist, die Frage nach den Spuren, die die Menschheit heute hinterlässt: Was werden Nachkommen in tausenden Jahren wohl aus unserem Zeitalter als Fossilien in den tiefen Gesteinsschichten entdecken?
Nicht nur durch die Motivgebung steht die Skulptur dabei in der Tradition archäologischer Ausgrabungen. Auch die handwerklichen Techniken zum Modellieren erinnern daran: Der Sand wird in großen Holzverschalungen schichtweise aufgetragen und verdichtet. Sind die stützenden Bretter entfernt, beginnt das eigentliche Modellieren, bei dem viele Werkzeuge zum Einsatz kommen, von Säge und Schaufel, bis hin zu Pinsel, Skalpell und Strohhalm.
Die Sandskulptur wird durch die Sandkünstler Benno Lindel und Martijn Rijerse umgesetzt. Am See wird die Arbeit dem Klima und den Witterungen ausgesetzt sein und sich stetig verändern. Ihr ephemerer Charakter steht nicht nur stellvertretend für die Frage nach dem Fortbestehen der Erde vor dem Hintergrund steigender Meeresspiegel und zunehmender Klimakatastrophen, sondern hinterfragt auch die Beständigkeit als eine traditionelle Eigenschaft von Skulptur.
- Festival
Die Installation Clouded in Vain wurde im Rahmen der Ausstellung Ruhr Ding: Klima entwickelt und war vom 2.6—27.6.2021 am Silbersee II in Haltern am See zu sehen.